Die optimale Ernährung ist eines der Herzstücke einer erfolgreichen Pferdezucht. Denn Zuchtzeit ist Ausnahmezeit - körperlich, hormonell und stoffwechseltechnisch. Gerade in Zeiten, in denen sich Fütterungskonzepte ständig weiterentwickeln, spielt die richtige Nährstoffversorgung eine immer größere Rolle.
In diesem Beitrag beleuchten wir, wie sich Anpassungen in der Ernährung auf Zucht, Trächtigkeit, Laktation und allgemeine Gesundheit auswirken, welche Mängel auftreten können und wie eine gezielte Fütterung von Nährstoffen diesen entgegenwirken kann.
Die Grundlagen der Pferdeernährung in der Zucht
Pferde sind von Natur aus Pflanzenfresser, deren Verdauungssystem auf eine kontinuierliche Versorgung mit Raufutter ausgelegt ist. Traditionell wurde der Fokus oft auf die Menge des Raufutters gelegt, während der spezifische Bedarf an Mineralstoffen, Spurenelementen und Aminosäuren nicht im Fokus stand.
Für die Zucht reicht diese Basis jedoch oft nicht aus, besonders wenn es darum geht, den erhöhten Nährstoffbedarf in Phasen wie der Trächtigkeit und Laktation zu decken. Daher wird in der heutigen Pferdezucht verstärkt auf eine differenzierte Ernährung geachtet.
Um näher auf die Ernährung unserer Stuten in der Zucht einzugehen, betrachten wir im Folgenden die verschiedenen Phasen der Trächtigkeit und Laktation.
Die Phasen der Trächtigkeit – Eine besondere Herausforderung
Die Trächtigkeit eines Pferdes dauert etwa 11 Monate und wird in drei Phasen unterteilt. Jede dieser Phasen bringt unterschiedliche Anforderungen an die Ernährung mit sich.
1. Frühträchtigkeit (Konzeptionsphase, 1. bis 3. Monat)
● Entwicklung der Plazenta: In dieser Phase beginnt sich die Plazenta zu entwickeln und übernimmt allmählich die Versorgung des Fohlens.
● Empfindlichkeit: Der Embryo ist besonders anfällig für Stress, Krankheit und Fehler in der Fütterung.
Hier gilt es besonders darauf zu achten, dass unsere Stute in stressfreier Umgebung lebt, ausreichend Bewegung bekommt und eine ausgewogene Ernährung erhält.
2. Mittlere Trächtigkeit (Hauptwachstumsphase, 4. bis 8. Monat)
● Starkes Wachstum: Der Fötus wächst in dieser Phase stark und entwickelt bereits erkennbare Merkmale eines Pferdes.
Die Ernährung muss so angepasst werden, dass sie den langsam steigenden Bedarf an Energie, Proteinen und Spurenelementen wie Magnesium, Kupfer und Zink abdeckt.
Kupfer und Zink sind in Zusammenspiel mit Aminosäuren essenziell für die Entwicklung von Bindegewebe, Knorpel und Haut des Fohlens. Magnesium ist wichtiger Bestandteil für Muskelfunktion und Nerven.
3. Spätträchtigkeit (Endphase, 9. bis 11. Monat)
● Vorbereitung auf die Geburt: In den letzten Wochen nimmt das Fohlen rapide an Gewicht zu und der Nährstoffbedarf der Stute steigt stark an.
● Physiologische Veränderungen: Kurz vor der Geburt tritt oft ein leichtes Absinken des Bauches auf, und das Euter beginnt sich zu füllen.
Besonders im letzten Drittel der Trächtigkeit ist der Energiebedarf und der Bedarf an Aminosäuren stark erhöht. Hochwertiges Heu, nährstoffreiche Futtermittel wie Leinkuchen, Trester oder leicht verdauliche Getreideprodukte können helfen, die benötigte Energie zu liefern.
Zudem steigt in der Spätträchtigkeit der Bedarf an Kalzium und Phosphor signifikant, da sie für das Knochenwachstum des Fohlens und die Milchbildung benötigt werden. Gleichzeitig erhöht sich auch der Bedarf an Kupfer und Zink weiter, sowie Selen & Vitamin E, welche die Immunabwehr unterstützen und Muskelerkrankungen vorbeugen.
Laktation – Die Zeit der Milchproduktion
Die Laktationsphase dauert in der Regel 4 bis 6 Monate, kann aber je nach Haltung und individuellen Bedingungen variieren.
1. Frühlaktation (1.–3. Monat)
● Höchste Milchproduktion: Die Milchleistung ist in dieser Phase am höchsten.
● Großer Wasserbedarf: Eine laktierende Stute benötigt bis zu 50-60 Liter Wasser pro Tag, das ist bis zu doppelt soviel wie im Erhaltungsbedarf.
● Enormer Energiebedarf: Bis zu 80% mehr als im Erhaltungsbedarf.
● Starker Proteinbedarf: Der Gesamtproteinbedarf kann sich mehr als verdoppeln.
● Erhöhter Nährstoffbedarf: Besonders an Aminosäuren (Lysin bis zu 400% mehr), Kalzium und Phosphor – essenzielle Baustoffe für die Milchbildung.
● Gesteigerter Vitaminbedarf: Vitamin A, B, D & E
2. Mittlere Laktation (3.–4. Monat)
● Anpassung der Milchmenge: Da unser Fohlen zunehmend auch feste Nahrung zu sich nimmt, reduziert sich die Milchproduktion allmählich.
● Regeneration: Unsere Stute benötigt weiterhin eine nährstoffreiche Fütterung, um sich zu regenerieren und ihre Gesundheit zu erhalten.
3. Spätlaktation (ab 5. Monat)
● Übergang: Unser Fohlen nimmt vermehrt feste Nahrung auf, und der Nährstoffbedarf unserer Stute normalisiert sich langsam.
● Absetzung: In der Natur werden Fohlen oft bis zum 6. Monat gesäugt - in der modernen Pferdehaltung erfolgt die Absetzung häufig zwischen dem 4. und 6. Monat.
In der Literatur betrachten viele Experten die frühe Laktation als die anspruchsvollste Phase des Fortpflanzungszyklus.
Während der Frühlaktation ist der Energiebedarf unsere Stute am größten. Gleichzeitig benötigt sie deutlich erhöhte Mengen an Aminosäuren, Mineralstoffen, Spurenelementen sowie Vitaminen.
Neben der Milchproduktion muss sich der Körper unserer Stute auch von der Geburt erholen, was zusätzlichen Stress bedeutet, und ihr neugeborenes Fohlen umsorgen und beschützen. Eine eingefallene Oberlinie nach der Laktation ist ein häufiges Bild.
Obwohl auch die Spätträchtigkeit wegen des raschen fetalen Wachstums und des damit verbundenen Energiebedarfs sehr fordernd ist, überwiegen in der Frühlaktation meist die Belastungen, weshalb diese Phase in der Praxis als kritischer angesehen wird.
Die richtige Unterstützung während Trächtigkeit und Laktation
Während Trächtigkeit und Laktation ist ein ausgewogenes Nährstoffprofil entscheidend für:
● Die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden unserer Stute
● Erhalt und Aufbau von Muskulatur unserer Stute
● Den Muskel- und Knochenaufbau des ungeborenen Fohlens
● Eine stabile Huf- und Hautentwicklung
● Ein starkes Immunsystem
● Eine stabile Milchleistung
● Sowie für einen gesunden Start ins Leben
Ist die Versorgung nicht optimal, versucht der Körper unserer Stute den Bedarf durch den Abbau eigener Reserven (zum Beispiel der Muskulatur) auszugleichen. Sichtbar könnte dies unter anderem durch eine abgebaute Oberlinie werden oder unsere Stute wirkt wie “ausgezogen”. Das kann langfristig die Gesundheit beeinträchtigen, zu erhöhter Infektanfälligkeit oder verminderter Milchleistung führen.
Fohlen, deren Mütter bereits während der Trächtigkeit bedarfsgerecht versorgt wurden, zeigen häufig ein stärkeres Wachstum, höhere Vitalität und geringere Anfälligkeit für Erkrankungen.
Tipps für eine erfolgreiche Fütterung in der Pferdezucht
Eine nachhaltige und erfolgreiche Zucht basiert nicht nur auf der erblichen Veranlagung unserer Pferde, sondern auch auf ihrer Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Die Fütterung muss individuell auf die Bedürfnisse jedes Tieres abgestimmt werden. Wir haben hier einige praktische Tipps für dich zusammengestellt:
- Individuelle Bedarfsermittlung: Jedes Pferd ist einzigartig. Überprüfe regelmäßig den Bedarf an Aminosäuren und anderen Nährstoffen. Gerade in kritischen Phasen wie Trächtigkeit und Laktation ist das essenziell.
- Gezielte Ergänzungsfuttermittel: Nutze hochwertige Produkte, um eventuelle Lücken in der Nährstoffversorgung zu schließen und so Mängeln vorzubeugen.
- Anpassung der Fütterungspläne: Richte deinen Fütterungsplan an den individuellen Bedürfnissen deines Pferdes aus. Berücksichtige dabei das Alter, das Leistungsniveau und die speziellen Anforderungen in unterschiedlichen Lebensphasen, wie Vorerkrankungen, saisonale Schwankungen oder Stresssituationen.
- Regelmäßige Kontrollen: Achte auf die Gesundheit, das Verhalten und die Leistungsfähigkeit deiner Pferde. Eine frühzeitige Erkennung von Ungleichgewichten in der Ernährung hilft, langfristige Probleme zu vermeiden.
Fazit
Eine ausgewogene Ernährung bildet das Fundament für den nachhaltigen Erfolg in der Pferdezucht. Gerade in den anspruchsvollen Phasen der Trächtigkeit und Laktation, wenn der Energie- und Nährstoffbedarf unserer Stuten am höchsten ist, gilt es, gezielt und präzise zu unterstützen - nicht durch schiere Mengen, sondern durch hochwertige, ausgewogene Aminosäurequellen, wie unser Basismix, und essenzielle Nährstoffe. Mit einem individuell abgestimmten Fütterungskonzept können langfristige Gesundheitsrisiken vermieden und optimale Voraussetzungen für Wachstum, Vitalität und Leistungsfähigkeit geschaffen werden.
Gemeinsam sorgen wir dafür, dass unsere Pferde in jeder Lebensphase optimal versorgt sind, denn gesunde Pferde sind der Schlüssel zu erfolgreicher Zucht.